Der Entwurf Nossenis ist das
einzige erhaltene Bilddokument aus der Planungsphase des Mausoleums. Aber
auch diese kleine Zeichnung, die sich im Kupfer-stichkabinett in Dresden
befand, ist verschollen. |
|
Der
Grundriss von Michelangelos Sockel des Reiterstandbildes Kaiser Marc
Aurels auf dem Kapitol in Rom war vorbildlich für den Sockel. Ein rechteckiger Grundkörper, der
über abgestufte Ecken zu den halbrunden Abschlüssen der Schmalseiten
führt. Dieser Grundriss ist in das innere 7-Eck des Marmorbodens
eingeschrieben. Er wird konsequent über alle Rück-
und Vorsprünge bis zur
abschließenden Christusfigur eingehalten. Jede
Etage steht somit in Abhängigkeit zum Reservé des Fußbodens, dessen
perspektivisches Würfelmuster ein Band parallel zur Raumschale
bildet. |
Der
Aufbau erfolgt nicht nur durch die vertikale Folge: Plinthe, Sockel und
Sarkophag, sondern wird durch die Vielfarbigkeit des Materials
gegliedert: Schwarzer und bunter Kalkstein zur Betonung der Horizontalen
und fein geäderter weißer Alabaster für die Flächen. Vier Bronzelöwen
tragen den Sarkophag scheinbar auf ihrem Rücken. Tatsächlich ruht die
gesamte Konstruktion auf dem Mittelpfeiler des Gruftgewölbes. Der Kern,
auch des Sarkophags ist massiv und die Löwen verdecken die tragenden
Eisenstangen. Die Kostüme der Grabwächter mit ihren ledernen Brustpanzern, Sandalen und Gamaschen, den kurzen Röcken und den reich ornamentierten Helmen zitieren antike Vorbilder. Sie zeigen eine ungeahnte Detailfülle, nicht nur in der Darstellung der Waffen, Felle und Dekorationen, sondern vor allem in der plastischen Durcharbeitung des Muskel-, Adern- und Sehnenspiels der Figuren.
Vier
geflügelte Putti mit Palmzweigen in den Händen vermitteln zwischen
dieser profanen Ebene und der Figur des Erlösers, der sich schreitend
über dem Sarkophag erhebt.
Seine rechte Hand weist in den Himmel, hier zum Konzert der Engel,
mit der linken hält er die Fahne mit dem Kreuzzeichen. Die
Wände, Pilastern, Blendarkaden und die weitere Bauplastik sind aus
Sandstein gefertigt und Marmor imitierend bemalt. Diese farbige Fassung verbindet die Vielfalt der Formen harmonisch und
bestimmt den Raumeindruck von klassischer Würde. Dieses Gesamtkunstwerk aus Architektur, Plastik und Malerei führte in der norddeutschen Provinz über die Jahrhunderte einen "Dornröschenschlaf" und es existieren nur wenige Nachrichten über prominente Besucher. Wer es jedoch besichtigte, äußerte sich enthusiastisch, wie Georg Christoph Lichtenberg in einem Brief vom 7.September 1772: "Die Nacht blieben wir in Stadthagen, wo über dem Begräbnis der Grafen von Bückeburg ein Monument steht, das selbst der Abtei von Westminster zur Zierde gereichen könnte." Bis heute ist es im Eigentum des Fürstenhauses und diente bis zum Bau des neuen Mausoleums in Bückeburg über fast drei Jahrhunderte als Grablege der Schaumburger Landesherrn. |
|